Anlässlich des Internationalen Weltfrauentags möchten wir als Forum für Interkulturellen Dialog auf die Situation von Frauen aufmerksam machen. Indem wir nachfolgend auf einige Missstände hinweisen, die uns als besonders wichtig erscheinen, wollen wir uns für mehr Chancengleichheit einsetzen.

Obwohl mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland weiblich ist, gibt es weiterhin große Defizite, vor allem hinsichtlich Berufstätigkeit und Familienarbeit. Frauen erhalten keinen gleichen Lohn bei gleicher Arbeit (der unbereinigte Gender Pay Gap liegt bei 21%), sind häufiger von Altersarmut betroffen und übernehmen im Schnitt mehr häusliche und familiäre Pflichten als Männer. Gleichzeitig sind sie in der informellen Wirtschaft, in prekären Arbeitsverhältnissen und im Niedriglohnsektor überrepräsentiert. Verstärkt wird dies durch den Umstand, dass infolge der vorherrschenden Geschlechterstereotype Haus-, Pflege- und Erziehungsarbeit (Care-Arbeit) als weiblich kodiert und somit gegenüber “traditioneller” Lohnarbeit abgewertet wird. Der Staat investiert nur zögerlich in den personellen und materiellen Ausbau dieser, für den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft essentiellen, Bereiche. Unter den daraus resultierenden Notständen, beispielsweise im Pflege- oder Kita-Bereich leiden dann wiederum mehrheitlich Frauen.

Frauen und Mädchen sind zudem stärker von psychischer und physischer Gewalt betroffen als Männer. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland, die vom BMFSFJ veröffentlicht wurde, ergab, dass rund 40% der Frauen seit ihrem 16. Lebensjahr mindestens einmal körperliche und/oder sexuelle Gewalt erfahren haben. Ähnliche Ergebnisse liefern Untersuchungen auf EU-Ebene. Bei einer Befragung der European Union Agency for Fundamental Rights aus dem Jahr 2014 gaben 31% der befragten Frauen an, seit dem 15. Lebensjahr eine oder mehrere Formen körperlicher Gewalt erfahren zu haben. In der Türkei, einem Land, das EU-Beitrittskandidat ist, wurden 2018 laut einer Statistik der Organisation Kadin Cinayetlerini Durduracagiz 440 Frauen von Männern umgebracht. Allein im Januar starben 43 Frauen durch Gewalttaten. Gleichzeitig wird seit dem Putschversuch auf zahlreiche Frauen physische und psychische Gewalt durch Inhaftierungen ausgeübt. Ca. 17.000 Frauen sind aktuell mit ihren Kleinkindern unrechtmäßig inhaftiert. Rund 668 Babys (Stand August 2017)  und Kinder unter 6 Jahren befinden sich im Gefängnis.

Der Kampf für die Gleichberechtigung von Frauen bleibt von zentraler Bedeutung, wenn wir eine solidarische Gesellschaft schaffen wollen, in der niemand abgehängt wird. Es muss ein strukturelles Umdenken erfolgen, das u.a. die Aufwertung von Care-Arbeit beinhaltet. Gleichzeitig muss Gewalt und Diskriminierung entgegengewirkt werden. Alle Menschen haben das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe und ein friedliches Leben in sozialer und ökonomischer Sicherheit. Dafür möchten wir einstehen!