Interkultureller und Interreligiöser Dialog
Studienreise nach Athen
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Bei unserer Studienreise nach Athen haben wir schnell gelernt uns in verschiedenen Sprachen zu bedanken, denn dafür gab es sehr viele Anlässe. Zum Beispiel, als uns fremde Familien in ihre Wohnung einluden, um mit uns gemeinsam Abendbrot zu essen und um uns gegenseitig kennenzulernen. Oder weil uns zwei griechische Vereine einen Einblick in ihre Arbeit gegeben haben und nebenbei noch eine private Stadtführung zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Athens organisierten.
Die Interkulturalität der durch FID e.V. und Maximum e.V. organisierten Reise nach Athen zeigt sich nicht nur an der neu erworbenen sprachlichen Fähigkeit, sich in drei verschiedenen Sprachen bedanken zu können, sondern auch schon an der Reisegruppe selbst. Die Teilnehmenden aus Marburg und Frankfurt waren im Hinblick auf Alter, Geschlecht und Religionszugehörigkeit sehr divers, was einen regen Austausch förderte und einige interessierte Blicke auf sich zog. Auch durch das vielseitige Programm konnten die Teilnehmenden unterschiedlichste Einblicke in die verschiedenen Lebensrealitäten der Athener Gesellschaft erhalten. Dadurch bot die Reise für die Teilnehmenden die Chance, neue Menschen kennenzulernen und den eigenen Horizont zu erweitern.
Die beiden gemeinnützigen Vereine Pigi Koinsep und peace bridges stellten der Reisegruppe ihre Arbeit vor, die alle sehr beeindruckte. Sie setzen sich zum Beispiel gegen Menschenrechtsverbrechen, für Rechte von Migrant:innen, Frauen, Kindern und Jugendlichen ein und fördern die Inklusion in die griechische Gesellschaft. Mit Kunst- und Fotoprojekte bieten sie kreative Angebote für Kinder, Gesprächskreise dienen zum Austausch und Hilfspakete unterstützen Einkommensschwache mit Nahrungsmitteln. Die Vereine gaben den Teilnehmenden einen Einblick in die Situation in Griechenland im Hinblick auf Migration. Auch bei den Besuchen von Familien, die vor Kurzem nach Griechenland fliehen mussten, wurde allen die Lebensrealität von Migrant:innen deutlichgemacht:
„Freiheit“ antwortete eine Mutter von zwei Kindern, die gerade erst ein paar Tage zuvor eine Wohnung in Athen beziehen konnte, auf die Frage, wie es ihr jetzt nach der Flucht aus der Türkei und ihrer Ankunft in Athen geht. Es gäbe ihr Hoffnung, nun in Sicherheit zu sein und sie hätte keine Angst mehr, wenn es an der Tür klopft, wie sie es früher hatte.
Dennoch ist das Ankommen in Europa kein wirkliches Ankommen. Es ist geprägt von Unsicherheit und Warten. Warten auf die Tochter, die noch in der Türkei ist und hoffen, dass die Familie bald wieder zusammen sein kann. Unsicherheit, ob man in Griechenland bleiben kann und ob man hier überhaupt bleiben will. Denn der griechische Staat gibt kaum soziale Unterstützungen an geflüchtete Familien und so sind die Chancen für Migrant:innen auf Bildung, Wohnung oder einen guten Job eher gering. Wenn man sich entscheidet, weiter zu fliehen, stellt sich die Frage wohin und ob man dort eher willkommen geheißen wird. Kann es einen Ort geben, an dem man wirklich Ankommen kann und den man trotz traumatischer Erfahrungen irgendwann sein Zuhause nennen kann?
Die Erlebnisse, Sorgen, Traumas und Hoffnungen der geflüchteten Familien, blieben allen Teilnehmenden noch lange im Gedächtnis. Es wurde klar, so wie den Menschen, die wir in Athen kennenlernen durften, geht es vielen.
Im Rahmen unseres Aufenthalts konnten die Teilnehmenden auch selbst aktiv werden und bei der Verteilung von Nahrungsmittelpaketen helfen. Diese werden von den beiden Vereinen organisiert und durch Time to help, einem Verein der sich im Bereich der humanitären Hilfe engagiert, finanziert. In kleinen Teams halfen die Teilnehmenden beim Be- und Entladen der Autos und bei der Übergabe der Pakete an die Geflüchteten. Dies zeigte, wie wichtig die Arbeit der griechischen Vereine und von time to help ist.
Die Studienreise konnte auch einen Beitrag zum interreligiösen Austausch leisten. Die Teilnehmenden besuchten die deutsche evangelische Gemeinde in Athen und eine staatliche Moschee, in der sunnitische und schiitische Muslim:as gemeinsam beten können. Im Gespräch mit dem Imam lernten die Teilnehmenden über den muslimischen Glauben in Griechenland und den Aufbau der Gemeinde. Der Pfarrer, der selbst aus Hannover kommt und die Athener Gemeinde für 10 Monate betreut, erzählte, wie wichtig deutschsprachige Rückzugsräume für die Gemeindemitglieder seien, die oft selbst aus Deutschland nach Griechenland ausgewandert sind. Dies gelte auch für anderssprachige Gemeinschaften in Deutschland. Orte des Rückzugs, in denen man sich auf der Muttersprache miteinander verständigen kann, sind ein essentieller Bestandteil, um die kulturelle Identität aufrechtzuerhalten.
Bei der Studienreise lernten die Teilnehmenden aus der Perspektive von Migrant:innen, Vereinsmitarbeiter:innen, humanitären Helfer:innen und religiöser Akteure viel über das kulturelle und religiöse Miteinander in der Athen. Die Bekanntschaften, Gespräche, Geschichten und Erfahrung werden den Teilnehmenden noch lang im Gedächtnis bleiben.
Das Forum für Interkulturellen Dialog bietet regelmäßig Studienreisen z.B. nach Südafrika, Kenia, Griechenland oder Israel an. Über kommende Reisen informieren wir rechtzeitig auf unserer Website.